Jochen Bucher hat geschrieben:
Die großen Modellhersteller herpa und Wiking schaufeln sich gerade ihr eigenes Grab und zwar mit sehr großen Schaufeln!
Ach, ich bezweifel, dass die beiden Hersteller sich wirklich ihr eigenes Grab schaufeln.
Wiking fährt eine Mischung aus Neuheiten und Wiederauflagen, teilweise auch aus uralten Formen der Peltzer-Ära, und wenn ich mir die Aussagen meines Händlers so anhöre, dann scheint sich das zu lohnen, die sind alle recht schnell vergriffen. OK, von den Wiederauflagen uralter Modelle halte ich mich meistens fern, aber bei den Varianten der eher aktuellen Modelle sind immer wieder welche bei, die ich mir vollkommen ungeplant kaufe, einfach weil sie mich im Laden anlachen und ich sie irgendwie "cool" finde ... Dafür bleiben halt andere Modelle stehen, weil mir die Aufmachung nicht gefällt, der MAN mit dem Rosenbauer-Aufbau war so einer ... relativ alte Räder drunter, keine vernünftige Lackierung und dann ein recht hoher Verkaufspreis. Es gab Zeiten, da hätte ich mir das Teil trotzdem gekauft, einfach um es zumindest einmal zu haben und um das unter Umständen bei mo87 vorzustellen.
herpa hat auch seine Zielgruppe, und die liegt nun einmal nicht zwingend im Bereich der Einsatzfahrzeuge. Werbeaufträge gibt es tendenziell eher im LKW-Sektor, im PKW-Sektor sind viele Vorbild-Hersteller mittlerweile der Ansicht, auf aktuelle Miniaturen in 1/87 verzichten zu können, in 1/43 hingegen kommt noch fast jeder neue PKW auch als Modell heraus. Ab und an zeigt herpa auch, dass sie noch was neues im Feuerwehrsektor können, auch wenn ich die Leiter von Metz nicht habe, so scheint sie doch recht gut geworden zu sein, und entsprechend wird auch ein recht stolzer Preis aufgerufen. Das kann und wird nicht jeder bezahlen können, dürfte aber alleine durch den detailierten und beweglichen Aufbau gerechtfertigt sein.
Mit der Zukaufspolitik von herpa (Zetros, etc) kann ich so rein gar nichts anfangen, verstehen kann ich das ganze gleich noch weniger, aber scheinbar liegen sie damit auch richtig, denn für den Zetros werden ja regelmäßig neue Aufbauten entwickelt, die sich scheinbar auch verkaufen lassen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob herpa da ein Mitspracherecht hat oder ob das alles von Cursor entwickelt wird. In meinen Augen wäre eine Eigenentwicklung des Zetros sicher sinnvoller gewesen, aber mich fragt ja keiner.
Rietze hat sich scheinbar von den aktuellen Vorbildfahrzeugen verabschiedet und auch keinerlei Ambitionen erneut in irgendwelche Lizenzverhandlungen einzusteigen. Die Entscheidung auf die Verlängerung der Volkswagen-Lizenz zu verzichten ist in meinen Augen beachtenswert, bestand das ehemalige Programm doch zumindest gefühlt fast ausschließlich aus Varianten des Volkswagen Transporters T5 . Gleiches hatte Rietze auch mit den verschiedenen Varianten der RTW gemacht, gefühlt muss es von jedem Vorbild schon zwei Varianten gegeben haben. Die Fahrzeuge wurden ja auch gekauft, wenn sie vollkommen fehlerhaft kontruiert wurden (GSF-Koffer) oder kein Vorbild hatten.
Aktuell verlegt sich Rietze ja auf die Produktion von lizenzfreien Modellen wie den Iveco MK oder den Bussen der VÖV2-Reihe. Ob sich das auf Grund der recht begrenzten Kunden langfristig rentiert, weiß ich nicht. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass man sich diesen Schritt mit allen Vor- und Nachteilen gut überlegt hat und sich auch über die möglichen Konsequenzen Gedanken gemacht hat.
Brekina hat sich schon lange eine Nische gesucht und ist darin mehr oder weniger erfolgreich. Brekina ist halt auf Zulieferer aus China angewiesen und die sind wohl genauso berechenbar wie eine Fahrt auf eisglatter Straße. Neben vielen sehr interessanten Modellen (Düsseldorfer Transporter als RTW, Barkas SMH3) gibt es auch viele, die mich überhaupt nicht zu einem Kauf animieren können. Durch das neue Baukastensystem bestehend aus Kabinen mit daran angepassten vorbildgerechten Fahrgestellanfängen und neuen Aufbauten mit "neutralen" Chassis darunter ergeben sich recht viele Varianten. Aber da das ganze alles ältere Vorbilder sind, wird das nicht jeden reizen.
Um moderne Fahrzeuge hat Brekina schon immer einen Bogen gemacht und das wird sich wohl auch nicht ändern, warum auch ... arbeiten sie damit doch mit ihrer Vorbildauswahl bis etwa 1980 oder 1985 scheinbar ziemlich erfolgreich.
Roco und
Preiser sind derzeit für den 1/87-Fahrzeugmarkt nicht recht existent, obwohl sie teilweise echt schöne Vorbilder haben. Wenn man es wirklich wollte, so könnte man das ganze auch nutzen, aber der Wille ist derzeit nicht so recht vorhanden, warum auch immer. Ich kann aber auch verstehen, dass herpa sich nicht um die endgültige Übernahme der Roco-Formen kümmert. Sollte Roco diese Formen wirklich verkaufen wollen, so dürften die Preise recht heftig sein, denn dann müssten sie jegliches Eisenbahn-Ladegut extern zukaufen. Roco hat sich nun leider auf den Eisenbereich festgelegt und sieht die Modelle scheinbar nur noch als Ladegut.
In den letzten Jahren kamen mit
Artitec und
REE-Modèles zwei neue Hersteller auf den Markt für Modellautos, die sich mit hochpreisigen Miniaturen einen Namen machen konnten. Beide bieten bislang keine Einsatzfahrzeuge an und haben sich auf landestypische Vorbilder festgelegt. Allerdings wurde zumindest REE-Modèles durch die nachfrage vollkommen überrascht, so dass die Erstauflage sämtlicher Modelle komplett ausverkauft sind, meinen Infos nach, ist eine identische zweite Auflage aber bereits in Planung, so dass auch ich vieleicht meine Modelle bekommen kann.
Was bleibt einem also übrig? Man kann über den eigenen Sammler-Tellerrand schauen und findet in fremden Maßstäben das eine oder andere interessante Modell oder man erweitert seine Sammlung auch auf "normale" Fahrzeuge, die man eigentlich nicht kaufen würde. Im letzten Jahr hatte es geschafft, eine absolut "graue Maus" des Straßenverkehrs rauszubringen, ein Sprinter eines Rohrreinigungsunternehmen ... eigentlich sieht man die Kisten tagtäglich auf den Straßen, einen Nachbau hat noch keiner gemacht, Wiking schon, warum auch immer. Aber der ist dann in meine Sammlung gewandert.
Angespornt durch eine Diskussion im Forum von mo87 über den Büssing-Bus von VK habe ich mir vor Jahren den einfach mal mitbestellt und es ist nicht der letzte gewesen. Dieses Jahr hatte Heljan einen Volvo-Bus nach dänischem Vorbild angekündigt, der ist trotz seines abartigen Preises in meine Sammlung gewandert. Gleiches wird wohl auch mit dem Pullman-Löschzug von Heico passieren, zu dem es ja diverse Gerüchte über die konstruierende und produzierende Firma gibt.
Dann bin ich in einem Newsletter auf die Modelle von
First Response Replicars im Maßstab 1/43 gestoßen, auch von denen habe ich mittlerweile das eine oder andere Modell in meiner Sammlung und ich gehe davon aus, dass es auch noch mehr werden.
Ich gehe davon aus, dass wir uns in der Zukunft auf immer größere Lücken im Programm der Großserienproduzenten einrichten müssen, durch höhere Anforderungen der Vorbildhersteller und immer höhere Lizenzkosten werden sich die Hersteller gut überlegen, was sie letztlich wirklich verkaufen können, oder was auf Grund des nötigen Verkaufspreises letztlich nicht absetzbar sein wird. Unverständliche Preiskalkulationen (Werbemodell contra Serienmodell) werden das ganze nicht einfacher machen, warum soll ich ein Modell im Serienprogramm eines Herstellers kaufen (und möglicherweise umbauen), wenn ich das gleiche Fahrzeug für 25 bis 30% weniger bereits im Online-Shop des Vorbildherstellers erwerben kann?
Lassen wir uns mal überraschen, wohin die Reise geht ... Beeinflüssen können wir das leider eh nicht.
Viele Grüße,
Tobias