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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 19.02.2016, 15:38 
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Dankeschön für die Kommentare Jens und Johannes und vielen Dank für die Informationen Klausmartin.

Es war uns bekannt das dieser Fahrzeugtyp für die Wehrmacht entwickelt wurde. Das konnten wir literarisch auch schon nachlesen. Auch die Fahrzeuge der Märzfeld-Feuerwehr sind bekannt und auch warum diese angeschafft wurden. Die Frage die uns beschäftigt ist jene, warum die FP Lübeck solche Fahrzeuge in Dienst gestellt hat. Denn es wurde noch eine weitere Kraftspritze auf einem dreiachsigen Mercedes nach Lübeck zu der ich noch kommen wollte. Dieser war auch schon in Tannengrün lackiert und hatte entgegen zum ersten Dreiachser diesmal Türen als Geräteraumverschlüsse. Auch von diesem Fahrzeug verliert sich die Spur nach dem Kriege.
Mein Kollege und ich spekulieren schon das es sich um Sonderanfertigungen gehandelt haben dürfte. Demnach dürfte es sich um Einzelstücke gehandelt haben. Und warum die KS eine Staffelkabine hatte und keine Gruppenkabine. Das sind die Rätsel die uns beschäftigen.... :?:

_________________
Gruß aus der schönen Hansestadt Lübeck

Rene


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 20.02.2016, 10:28 
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Hallo,

wieder sehr schöne und interessante Fotos, die Du hier veröffentlichst!

René Huter hat geschrieben:
Es begann die Zeit als aus den Feuerwehren die Feuerschutzpolizei wurde. Es ging bei der Feuerwehr militärischer zu und auch die Fahrzeugfarbe rot verschwand und wurde durch Tannengrün, Luftwaffengrau und Sandfarben ersetzt. In Lübeck wurden mitte der 1930er Jahre drei Einsatzfahrzeuge beschafft, die schon die Aufschrift Feuerschutzpolizei trugen, aber noch in Rubinrot lackiert waren und diese Lackierung nicht geändert wurden, während des 2. Weltkrieges. Warum das so war lässt sich leider nicht mehr ergründen, aber wir haben Aussagen von älteren Kollegen die dies bestätigen.

Ich vermute mal, Du (ihr) willst auch korrekte Bezeichnungen verwenden, wenn Du z.B. mal was über die Fahrzeuge der Feuerwehr Lübeck dieser Zeit veröffentlichst o.ä., deswegen vorsicht:

1. Nicht Feuerschutzpolizei, sondern Feuerlöschpolizei (als Türbeschriftung)! Ist auf dem von Klausmartin verlinkten Foto deutlich zu sehen. Das macht im historischen Kontext schon einen Unterschied, denn der Begriff "Feuerschutzpolizei" taucht erst mit dem Gesetz von 1938 auf und ist ganz klar auf Berufsfeuerwehren abgegrenzt; der Begriff "Feuerlöschpolizei" hingegen kam ab 1934 mit dem preußischen (nicht reichsweiten) Gesetz über das Feuerlöschwesen auf (wenn auch dort gar nicht explizit erwähnt) und wurde allgemein, auch von Freiwilligen Feuerwehren, verwendet (und ist für eine Türbeschriftung dieser Zeit nicht ungewöhnlich - im Gegensatz zu "Feuerschutzpolizei").

2. "Luftwaffengrau" - die Fahrzeuge des SHD (also des Luftschutzes unter Regie des Reichsluftfahrtministeriums - RLM) mögen anfangs "luftwaffengrau" lackiert gewesen sein, da scheiden sich heute die Geister. Luftwaffenrau - RAL 7019 hatte einen leichten Blaustich, den Farbton gibt es heute nicht mehr in der Farbkarte. Andere Quellen sprechen davon, dass (auch) die Fahrzeuge des SHD ab 1938 in "Heeresgrau" - RAL 7021, auch als "Dunkelgrau" oder "Schwarzgrau" bezeichnet, lackiert waren. Ab 1942 wurden die Fahrzeuge aufgrund von Lieferengpässen einheitlich in Heeresgrau ausgeliefert. Ab der zweiten Jahreshälfte / Ende 1943 erhielten wieder aus Gründen der Rationalisierung alle Fahrzeuge (auch die des Heeres usw.) eine dunkelgelben Grundanstrich, Bezeichnung: "Dunkelgelb nach Muster", der keine RAL-Nummer hatte (falsch aber häufig als RAL 7028 - Dunkelgelb oder auch als RAL 8000 - Grünbraun, Gelbbraun bzw. "Afrika-Beige" (das war zunächst die Farbgebung von Rommels Afrika-Corps) oder auch RAL 1000 Grünbeige und RAL 1002 Sandgelb bezeichnet wird).

3. Warum die rubinroten Fahrzeuge nicht umlackiert wurden? Ich denke mal, einfach aus Gründen der Notwendigkeit. Warum hätte man ganz neue - bei der Festlegung von Tannengrün 1938 waren sie grade mal ein, zwei Jahre alt - Fahrzeuge neu lackieren sollen? Und ältere Fahrzeuge sollten ausdrücklich nur bei notwendiger Neulackierung grün lackiert werden. Trotzdem aber sehr interessant, da ja auf der anderen Seite auch viele Fahrzeuge grün lackiert wurden, bei denen ein Neulack vielleicht auch nicht unbedingt notwendig gewesen wäre.

4. Zur Drehleiter: Das Fahrgestell wird üblicherweise als "LoD 3750" (LoS 3750), mit kleinem o und nachgestellten Ziffern, bezeichnet.


René Huter hat geschrieben:
Drittes Metz Fahrzeug im Bunde war eine Kraftspritze KS 25. Sie wurde auf einen dreiachsigen Mercedes Benz LGS 3000 aufgebaut. Die Motorleistung betrug 95 PS. Die Förderleistung der Metzpumpe vom Typ MF VIII betrug 2500l/Min und verfügte über Saugeingänge und je drei Druckstutzen beidseitig. Der Wassertank betrug 300l und der Schaumtank 100l. Auf dem Dach wurden Haken- und Steckleitern sowie Saugschläuche verlastet.

Die Frage die uns beschäftigt ist jene, warum die FP Lübeck solche Fahrzeuge in Dienst gestellt hat. [...] Mein Kollege und ich spekulieren schon das es sich um Sonderanfertigungen gehandelt haben dürfte. Demnach dürfte es sich um Einzelstücke gehandelt haben. Und warum die KS eine Staffelkabine hatte und keine Gruppenkabine. Das sind die Rätsel die uns beschäftigen.... :?:

Sonderanfertigungen und Einzelstücke - ja klar, war ja in den 30ern auch nicht ungewöhnlich (sondern an sich die Regel). Sonst: Seid ihr Euch sicher, dass es sich wirklich um Kraftspritzen, mit 300 l -Löschwassertank, gehandelt hat? Wie Klausmartin schrieb sind ähnliche Fahrzeuge als TLF bzw. "Tankspritzen" aus Nürnberg und München bekannt. Bei diesen "Tankspritzen" wurden aufgrund der Geländegängigkeit oft solche Dreiachser gewählt, die BF Braunschweig hatte z.B. eine ganz ähnliche Tankspritze auf Büssing-NAG Dreiachsfahrgestell. Gemein ist diesen Tankspritzen ferner, dass sie heute kaum bekannt sind und man wenig über sie weiß, weil die meisten dieser Ende der 30er Jahre beschafften Fahrzeuge im Krieg verloren gegangen sind / zerstört wurden (und deswegen auch kaum 5 bis 7 Jahre im Dienst waren; Du schreibst, die beiden Lübecker waren nach 1945 nicht mehr vorhanden, das braunschweiger Fahrzeug ging ebenfalls verloren, gleiches gilt für eine (oder wohl sogar mehrere - ?) Tankspritze(n) der Feuerwehr Hannover, die 1939/40 beschafft nach 1945 verschwunden waren). Staffelkabine und die fehlende Schiebleiter sprechen übrigens eigentlich auch gegen eine Kraftspritze.


Gruß

Daniel


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 20.02.2016, 11:14 
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Hallo Daniel, danke für deine Ausführungen

Daniel Ruhland hat geschrieben:
Sonst: Seid ihr Euch sicher, dass es sich wirklich um Kraftspritzen, mit 300 l -Löschwassertank, gehandelt hat?

Da sind wir uns absolut sicher, weil es im Stadtarchiv Daten über diese Kraftspritze gibt. Durfte ich aufgrund des Alters leider nicht kopieren, konnte es mir aber abschreiben. Und da wird in den Wortlauten mit der Firma Metz wird immer von einer Kraftspritze gesprochen.

Von dieser Dreiachsigen Kraftspritze wurde nämlich noch eine beschafft. Wieder wurde ein Mercedes Benz LGS 3000 verwendet. Die Motorleistung betrug 95 PS. Der Unterschied zur ersten Kraftspritze war, das die Geräteräume mit Türen, anstelle von Jalousien, verschlossen waren. Auch das Fahrgestell sieht etwas neuer aus. Wir schätzen die Beschaffungszeit ab 1938 ein, weil das Fahrzeug schon Tannengrün lackiert war und mit einer Türbeschriftung "Feuerschutzpolizei" versehen war. Was wie Daniel schon ausgeführt hat, ab 1938 für Berufsfeuerwehren der Fall war.
Die technische Beladung entsprach der ersten Kraftspritze. Die Förderleistung der Metzpumpe vom Typ MF VIII betrug 2500l/Min und verfügte über Saugeingänge und je drei Druckstutzen beidseitig. Der Wassertank betrug 300l und der Schaumtank 100l. Auf dem Dach wurden Haken- und Steckleitern sowie Saugschläuche verlastet. Zur Ausleuchtung stand ein Bosch Scheinwerfer, 20m Kabelrolle und ein extra Stativ zur Verfügung. Die Signaleinrichtung bestand aus einem Motorkugelwecker und Martinhorn. Leider verliert sich auch zu diesem Fahrzeug jegliche Spur nach Kriegsende.
Auf den Bildern fährt das Fahrzeug im unwegsamen Gelände und die Scheinwerfer vorne sind schon mit Tarnkappen versehen.

Kennzeichen: POL 18446

Bild Bild Bild Bild

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Gruß aus der schönen Hansestadt Lübeck

Rene


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 20.02.2016, 13:28 
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Hallo René,

mit den Bildern, die du hier von Beitrag zu Beitrag präsentierst, machst du mich von Mal zu Mal sprachloser... :shock:

Weiterhin gespannte Grüße,

Jens


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 20.02.2016, 13:54 
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Hallo,

René Huter hat geschrieben:
Da sind wir uns absolut sicher, weil es im Stadtarchiv Daten über diese Kraftspritze gibt. Durfte ich aufgrund des Alters leider nicht kopieren, konnte es mir aber abschreiben. Und da wird in den Wortlauten mit der Firma Metz wird immer von einer Kraftspritze gesprochen.

Ok. Hier sei zwar noch am Rande angemerkt, dass sich auch in Archiven und / oder schriftlichen Unterlagen mitunter Ungenauigkeiten finden, aber aufgrund der vorliegenden Infos (andere haben wir / ihr ja nicht) sollte man wohl davon ausgehen, dass es sich tatsächlich um KS 25 auf Dreiachs-LGS 3000 handelte. Die Antwort auf Deine / Eure Fragen lautet dann:

Ja, es handelt sich um Sonderanfertigungen und Einzelstücke!

Und die Frage nach dem Warum kann natürlich nur spekulativ beantwortet werden: Staffelkabine - vielleicht weil a) das Fahrgestell einfach nicht mehr her gab (Länge, Tragfähigkeit) und b) weil vielleicht die Notwendigkeit für eine komplette Gruppenbesatzung auch nicht gegeben war? Warum (dann) dieses dreiachsige Fahrgestell - offensichtlich meinte man in Lübeck, geländegängige Fahrzeuge bzw. KS zu brauchen. Die Fotos sprechen da ja (auch) eine deutliche Sprache, solche Bodenwellen wären mit einer zweiachsigen Standard KS 25 nicht unbedingt zu bezwingen gewesen. Wollte man mit den Fahrzeugen vielleicht Bereiche an der Promenade und am Strand in Travemünde und am Priwall erreichen?

Sehr interessante Fahrzeuge jedenfalls!


Gruß

Daniel


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 20.02.2016, 16:01 
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Daniel Ruhland hat geschrieben:
Ok. Hier sei zwar noch am Rande angemerkt, dass sich auch in Archiven und / oder schriftlichen Unterlagen mitunter Ungenauigkeiten finden, aber aufgrund der vorliegenden Infos (andere haben wir / ihr ja nicht) sollte man wohl davon ausgehen, dass es sich tatsächlich um KS 25 auf Dreiachs-LGS 3000 handelte.


Es handelt sich bei den Schriftstücken um Fernschreiben mit der Firma Metz. Also da kann man von ausgehen, das da keine Ungenauigkeiten vorhanden sind.
Ich danke dir für deine Ausführungen Daniel. Sie haben das dunkle ein wenig erleuchten können. :wink:

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Gruß aus der schönen Hansestadt Lübeck

Rene


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 20.02.2016, 16:14 
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Hallo,

René Huter hat geschrieben:
[Es handelt sich bei den Schriftstücken um Fernschreiben mit der Firma Metz. Also da kann man von ausgehen, das da keine Ungenauigkeiten vorhanden sind.
Ich danke dir für deine Ausführungen Daniel. Sie haben das dunkle ein wenig erleuchten können. :wink:

Gibt es denn in Lübeck Stadtteile oder Ecken, die solche geländegängigen Fahrzeuge erklären würden? Als Einheimischer hat man da ja immer mehr Einblick als aus der Ferne.


Gruß

Daniel


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 20.02.2016, 16:21 
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Ich muss jetzt mal ein großes Dankeschön an René sagen: das Ganze Thema ist weder meine Gegend, mein Thema noch meine Epoche! Dennoch ist es auch für mich wahnsinnig interessant.
Und Recherche in Archiven ist mitunter mindestens so zeitraubend und nervenaufreibend wie der Modellbau!

Ich wünsche Dir/Euch weiterhin viel Spaß und Erfolg!

Gruß

Christoph

_________________
(paramedix, BF Bad Schwabenburg)

www.hcf-modellbau.de


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 20.02.2016, 18:25 
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Vielen Dank für deine lobenen Worte Christoph. Wenn ich so die letzten 15 Jahre Revue passieren lasse, ist da schon ne Menge Zeit bei drauf gegangen was das recherchieren angeht. Aber es ist auch hochinteressant, besonders wenn wieder was neues zu Tage gefördert wurde. Langeweile kommt da nicht auf. :wink:

@Daniel.....sicher gab es Ecken in Lübeck die zur damaligen Zeit nicht so gut ausgebaut waren. Aber ob das die Gründe für die Beschaffung waren kann ich nicht sagen.


Ich habe mich vorhin mit meinem Kollegen nochmal kurz geschlossen. Was aus unseren Unterlagen hervorgeht, ist das beide Dreiachser 1945 abgemeldet wurden. das konnte mein Kollege aus den Unterlagen noch recherchieren. Und auch in diesen Unterlagen wurden beide als KS 25 geführt. Wir denken das diese Fahrzeuge sich nicht so bewährt haben, wie vielleicht gewünscht.
Der weitere Verbleib geht aus den Unterlagen aber nicht hervor.

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Gruß aus der schönen Hansestadt Lübeck

Rene


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 20.02.2016, 20:02 
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Hallo,

René Huter hat geschrieben:
Ich habe mich vorhin mit meinem Kollegen nochmal kurz geschlossen. Was aus unseren Unterlagen hervorgeht, ist das beide Dreiachser 1945 abgemeldet wurden. das konnte mein Kollege aus den Unterlagen noch recherchieren. Und auch in diesen Unterlagen wurden beide als KS 25 geführt. Wir denken das diese Fahrzeuge sich nicht so bewährt haben, wie vielleicht gewünscht.
Der weitere Verbleib geht aus den Unterlagen aber nicht hervor.

Auch interessant! Dazu noch ein Hinweis, der Euch bei Euren Nachforschungen und Überlegungen vielleicht helfen könnte:

Nach Schleswig-Holstein wurden in den letzten Kriegstagen viele Feuerwehrfahrzeuge (und andere) aus Nord- und Mitteldeutschland "in Sicherheit" gebracht, weil dieses Gebiet noch nicht von den Alliierten besetzt war. Das führte dazu, dass dort nach Kriegsende ziemlich viele mehr oder weniger "herrenlose" Feuerwehrfahrzeuge vorhanden waren, die dann natürlich oft von den örtlichen Feuerwehren "übernommen" wurden (sieht man meines Erachtens z.B. bis heute an den überdurchschnittlich vielen in Schleswig-Holstein erhaltenen LLG auf MB L 1500 (S)).

So könnte es dann auch in Lübeck gewesen sein: Es waren ausreichend KS 25 vorhanden, so dass die beiden, zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht so alten, Dreiachs-KS ausgemustert werden konnten (weil sie sich nicht bewährt hatten; vielleicht waren sie aber auch nur so schwer beschädigt, dass eine Instandsetzung nicht mehr lohnte, das war 1945 auch keine Seltenheit).


Gruß

Daniel


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 21.02.2016, 23:23 
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Hallo Daniel, das war uns bekannt. Lübeck war Fahrzeugtechnisch im Kriege sehr gut aufgestellt. Da werde ich auch nochmal drauf eingehen. Interessant ist auch, das die LF 25 vom SHD auf Magirus FS 145 und MAN D1 im Dienste der Fw. Lübeck geblieben sind und die städischen KS so gut wie alle nach Kriegsende aus den Fahrzeuglisten verschwunden sind.



Als nächstes möchte ich ein weiteres interessantes Fahrzeug aus Lübeck vorstellen. Die FP Lübeck stellte 1938 eine Tankkraftspritze auf Mercedes Benz 3750 in Dienst. Die Motorleistung betrug 100 PS. Aufgebaut wurde das Fahrzeug von Metz und die Lackierung erfolgte in Tannengrün. Die TKS verfügte über eine eingebaute Pumpe mit einer Förderleistung von 2500l/min und über einen Wassertank von 2000l. Das Fahrerhaus bot einer Staffelbesatzung platz. Der Aufbau ähnelt dem der KS 25 mit den offenen Geräteraum beidseitig. Über den Ausgängen befinden sich beidseitig Schlauchhaspeln. Am Heck war eine Schlauchhaspel angeprotzt. Auf dem Dach fanden 4 Steckleiterteile, Reserverad und zwei Schaumrohre platz. Die weitere Beladung war auf die Brandbekäpfung ausgelegt.
Auch hier denken wir, das es sich um eine Einzelanfertigung handelt. Das Fahrzeug war noch bis in die 1950er Jahre im Dienst und wurde dann ausgesondert. Das Fahrzeug wurde bis zum Schluss in seiner Tannengrünen Lackierung. Nach dem Kriege bekam das Fahrzeug noch eine blaue Blinklampe mittig auf der Staffelkabine.

Zu den Bildern: Bild 1 zeigt die TKS im Innenhof der Wache 1, Bild 2+3 eine Übung im Innenhof der Wache 1 (mit Dachansicht), Bild 3 eine Zeichnung der TKS und Bild 4 das Fahrzeug nach Kriegsende bei einem Brandeinsatz, da sieht man auch die Blinklampe auf dem Kabinendach.

Bild Bild Bild Bild Bild

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Gruß aus der schönen Hansestadt Lübeck

Rene


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 22.02.2016, 13:08 
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Hallo René,

kaum ist man mal 36 Stunden offline, brennst Du hier ein unglaubliches Feuerwerk an Raritäten ab! Ganz großes Kino, herzlichen Dank dafür!

Das ist ja nun schon das dritte Sonderlöschfahrzeug, das du hier zeigst, dazu kommen noch der schon vorgestellte Schlauchwagen, der Rüstkranwagen und die DL 30 mit Vorbaupumpe - alles Fahrzeuge, die nicht Standard waren. Irgendwie nährt das bei mir den Verdacht, dass die BF (bzw. FP) Lübeck in der 2. Hälfte der 1930er Jahre sehr experimentierfreudig war. Habt Ihr irgendwelche Hinweise daruf gefunden, dass der Branddirektor oder einer seiner Mitarbeiter hier besonders aktiv war und/oder über einen sehr guten Draht zu Daimler-Benz oder Metz verfügte? Aus meinen "jungen Jahren" kenne ich jedenfalls die Dominanz von Metz im Lübecker Raum mit der Wartungsdienstniederlassung/Generalvertretung (oder was immer das war) an der Autobahn.

Die drei vorgestellten KS/TKS sind alle mit Staffelkabine ausgestattet worden. Wollte man evtl. erproben, ob ein Löschzug auch mit weniger Personal zu besetzen war? Auch damals waren die Personalkosten ein Problem, und die Lübecker waren schon ein paar hundert Jahre vorher gute Kaufleute.

Die drei Fahrzeuge zeigen ja durchaus eine Entwicklung auf: zunächst eine geländegängige Spritze mit Holzjalousien. Die haben sich evtl. nicht bewährt, weil sie gerne mal sich verklemmen - gerade im Gelände. Also bekommt Fahrzeug Nr. 2 wieder Türen, die offen liegende Haspel mit darunter angeordneten Abgängen und Saugstutzen ist Stand der Technik in den späten 1930er Jahren und danach, siehe z,B. http://bos-fahrzeuge.info/news/Die-Haub ... -Teil-3-73 und http://bos-fahrzeuge.info/news/Die-Haub ... -Teil-4-75 .

Die Tankkraftspritze ist dann der Weisheit letzter Schluss: preisgünstigeres Fahrgestell, welches obendrein schon mehrfach (RKW, SW, DL 30, ...) in der wehr vorhanden ist, mehr Wasser, aber weniger Geländegängigkeit, weitgehender Gebrauch von Standardkomponenten der "normalen" KS 25.

So könnte man sich die Gedanken der Beschaffer zusammenreimen, es kann aber auch genauso ganz anders gewesen sein.

Schöne Grüße
Klausmartin

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Die Schriftsteller können nicht so schnell schreiben, wie die Regierungen Kriege machen; denn das Schreiben verlangt Denkarbeit. (Bertold Brecht)


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 22.02.2016, 13:40 
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Ich muss auch sagen: Eigentlich so gar nicht mein Metier...Dennoch find ich das ganze richtig interessant! Vielen Dank für die Fotos und Infos :D

Liegt vielleicht auch daran, dass ich gerade mit Gihls "Geschichte des deutschen Feuerwehrfahrzeugbaus" in der Materie drin stecke :mrgreen:

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Et Hätz schlät för Kölle...

Wieder Hesse wider Willens...

Marc


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 22.02.2016, 17:16 
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Vielen dank Marc für deinen Kommentar und Klausmartin für deine Ausführungen. Nun der Grund warum man sich für diese Fahrzeuge entschieden hat, lässt sich leider nicht mehr ergründen. Das geht aus den Unterlagen nicht hervor und ob der Branddirektor da seine Finger im Spiel hatte, keine Ahnung.
Wir haben in unser Archivarbeit auch erst von diesen Fahrzeugen erfahren, als wir im Archiv der BF waren und da die ersten Bilder fanden. Da begannen die Rätseleien. Nach mehrmaligen Besuchen im Stadtarchiv kamen denn auch ein paar Infos zu Tage, was aber alle Rätsel nicht lösen konnte.
Also tappen wir mit den Fragen nach dem warum und wieso da noch im dunkeln. Und selbst wenn dir Klausmartin, der in der Materie nun sehr belesen ist, diese Fahrzeuge auch nichts sagen, kommen mein Kollege und ich immer mehr zu der These das diese Farzeuge Einzelbeschaffungen bzw. Sonderanfertigungen nach Wünschen der FP Lübeck waren.
Und wie du schon angemerkt hast, vielleicht auch aus Personalgründen.

Und ganz nebenbei. Lübeck hatte oder hat, in jeder Epoche immer wieder besondere Fahrzeuge im Bestand gehabt, die selten oder einzigartig waren. Von solchen Fahrzeugen werde ich hier noch berichten.

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Rene


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 Betreff des Beitrags: Re: Historische Feuerwehrfahrzeuge aus Lübeck
BeitragVerfasst: 22.02.2016, 21:20 
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1938 wurde bei der FP Lübeck auch noch ein Rüstkranwagen RKW 4,5 in Dienst genommen. Fahrgestell war ein Mercedes Benz 3750 und den Aufbau steuerte wieder die Firma Metz bei. Das Fahrzeug war in Tannengrün lackiert und die Motorleistung betrug 100 PS. Am Heck befand sich ein elektrisch betriebener Kranausleger mit einer maximalen Hubkraft von 4,5 Tonnen. Weiterhin befand sich heckseitig eine Spillwinnde mit 5 Tonnen Zugkraft, mit einer Umlenkrolle war sogar eine Zugkraft von 10 Tonnen möglich. Die weitere Beladung bestand aus Werkzeug, Beleuchtungsmaterial, Seile und Gurte. Auf dem Dach befanden sich Steckleitern und Einreißhaken. Das Fahrzeug verblieb bis 1963 im Dienst und wurde durch einen RKW 10 auf Magirus ersetzt.

Zu den Bildern: Bild 1 Demonstration der Hubkraft des Kranauslegers auf dem Innenhof der Wache 1, Bild 2+3 Blick auf die Ausrüstung beifahrerseitig und dem Elektroantrieb für den Kranausleger fahrerseitig, Bild 4 Übung mit Spillwinde und Umlenkrolle im Innenhof der Wache 1, Bild 5 Kranausleger wird bei einem Verkehrsunfall zum Einsatz vorbereitet, Bild 6+7 Bilderserie über die Bergung eines Montageanhängers aus der Obertrave 1958

Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild

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