Guten Tag zusammen,
ich sage allen meinen herzlichehn Dank für die netten Worte, die sie zur Nachricht von der Einstellung der FdF-Buchreihe gefunden haben; ich habe mich darüber sehr gefreut.
Es ist nicht nur für die Leser bedauerlich, wenn eine beliebte Buchreihe eingestellt wird. Als Autor und Herausgeber bin ich davon genauso betroffen - und auch angerührt. Ich hätte sehr gerne in einem 20. Band die Gelegenheit genutzt, mich von den Lesern zu verabschieden, aber die Entwicklung hat meinem ursprünglichen Vorhaben vorgegriffen. Verabschieden kann ich mich jetzt leider nicht in befriedigender Form. Aber damit muß ich nun leben, weil ich die Tatsachen, die gegen eine Fortsetzung der Reihe sprechen, auch nicht wegdiskutieren kann.
Die Sonder-Reihen Extra, Spezial und das Oldtimer-Heft sind angesprochen worden. Extra und Spezial sind vom Verlag eingestellt worden, weil sich mit Heften zu derartig geringen Preisen nicht genügend Umsatz erzeugen lässt. Es muss ja nicht nur die Heftproduktion bezahlt werden, sondern auch alles was dazu hört: Lagerung, Rechnungslegung, Versand usw. Dabei fällt nicht ins Gewicht, ob der Band viel kostet oder wenig. Entscheidend ist, dass die "Behandlung" bei einem niedrigpreisigen Produkt genau so viel kostet wie bei einem hochpreisigen; ähnlich verhält es sich bei Kinderschuhen, die fast ebenso viel kosten wie Schuhe für Erwachsene, denn der Produktionsprozess ist vergleichbar, nur mit unterschiedlichem Materialeinsatz. Kurz gesagt, die vier Extra- und Spezial-Hefte waren ganz nett, aber das Ergebnis, das was an Gewinn hängen blieb, im Vergleich zum Aufwand einfach zu gering. Der Arbeitsaufwand war gleichzeitig zu hoch. Da war das Verhältnis bei den "normalen" Jahresbänden deutlich besser.
Eine Besonderheit war das Oldtimerheft. Von "angeblich Kaufwilligen" immer wieder vehement gefordert, insbesondere auch im Zusammenhang mit der vom Grundsatz her unverständlichen Einstellung der Zeitschrift "Blaulicht" (Verlag Rabe, "Historischer Kraftverkehr"), waren die Verkaufszahlen so mager, dass wir ein zweites Heft von der Anzahl der eingehenden Vorbestellungen abhängig gemacht haben. Wir waren zu optimistisch, weil Rabe selbst bei den am schlechtesten verkauften Blaulicht-Heften zehnmal mehr abgesetzt hat als wir mit dem Oldtimerheft. Wir wären mehr als zufrieden gewesen, wenn wir wenigsten ein Fünftel der Blaulicht-Zahlen erreicht hätten - haben wir aber nicht mal annähernd. Der Preis mag da eine gewichtige Rolle gespielt haben, aber ohne Werbung und Vertriebsapparat muss man anders kalkulieren als ein etablierter Zeitschriftenverlag mit seinem Vertriebsweg über den speziellen Zeitschriftenvertrieb und einer funktionierenden Anzeigen-Aquise. Die Vorbestellzahlen für Band 2 waren dann so minimal, dass ich mich kaum traue, die Zahl hier zu nennen: Achtzehn! Es tut mir Leid, aber in dieser Größenordnung, sofern mal hier überhaupt von "Größe" sprechen mag, lohnt es sich nicht einmal, einen Gedanken an ein zweites Heft zu verschwenden. Geworden wäre es ein Heft mit dem Schwerpunkt Kranwagen (z.B. alle alten Krane der BF Hannover, den dreiachsigen Mercedes LA 315 S der BF Luwigshafen bzw. später der FF Montabaur, den dreiachsigen schweren Kurzhauber aus Ingolstadt, den RKW 10 der BF Krefeld [Mercedes-Frontlenker LP], vielleicht auch noch den vierachsigen Alt-Faun aus Mannheim). Der überwiegende Teil der Beiträge ist fertig, das Bildmaterial längst produziert, fast alles liegt hier vor - aber die Leser wollen offenbar kein zweites Heft, anders kann ich mir die Vorbestellzahl nicht erklären.
Euch, den Lesern, fehlt jetzt eine regelmäßige Lektüre - das ist bedauerlich. Mir fehlt in Zukunft der Kontakt zu den Lesern, zu all' den netten Menschen, die mich vor dem Erscheinen eines Bandes angerufen und sich erkunfigt haben, wie die Lage so ist, was es an Neuigkeiten gibt und so weiter. Alles viele nette, aufschlussreiche Gespräche. Und auch die Gespräche nach dem Erscheinen waren immer sehr interessant, schließlich gab es Fehler festzustellen und Anregungen für die Zukunft fehlten auch nicht. Mir fehlt aber auch der Kontakt zu den vielen Mitarbeitern, zu den "alten Hasen" ebenso wie zu den jungen Talenten, an deren Art zu fotografieren es manchmal noch etwas "nachzujustieren" gab. Nur sehr selten haben wir Bildmaterial mit "Mängeln" akzeptiert, wobei man dazu sagen muss, dass es sich in aller Regel nicht um unbrauchbares Material mit handwerklichen Mängeln handelte, sondern eben lediglich um Details am Bild, die nicht ganz unseren eigenen Vorgaben entsprachen: der Blickwinkel zum Fahrzeug, Fahnen oder Mülleimer im Hintergrund, eingeschlagene Räder und so weiter. Manch einer hat da vielleicht erst erkannt, dass die von uns verwendeten Bilder eben nicht wild zusammengewürfelt waren, sondern von einer Beschaffenheit, die von Außenstehenden nicht unbedingt auf den ersten Blick zu erkennen war, für uns aber eben Prinzip und damit unverhandelbar - jedenfall von ganz wenigen, begründeten Ausnahmen einmal abgesehen. Aber diese Prinzipien haben eben auch einen guten Teil der Qualität ausgemacht.
Was bleibt für die Zukunft? Schwer zu sagen, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt. Ich bin ja nun auch nicht mehr der Jüngste, und so allmählich muss ich daran denken, mein Archiv irgendwann in jüngere Hände abzugeben. Das wird ein schwieriges Unterfangen, wie ich bei verschiedenen "Versuchen" herausgefunden habe. Aber das Abgeben wird ja auch erst am Ende der Entwicklung stehen, und bis dahin bleiben mir hoffentlich noch einige Jahre produktiven Schaffens. Was ich da noch erledigen kann, wird in erster Linie davon abhängen, ob sich jemand findet, des es veröffentlicht. An Bücher will ich dabei nicht denken, sondern hauptsächlich an Zeitschriftenbeiträge. Feuerwehr-Magazin? Nein, die haben vor ein paar Jahren die rechtliche Seite in Form von Total-Buy-Out-Verträgen so verschärft, dass sich das von selbst verbietet. Feuerwehr 112? Wirtschaftlich uninteressant, führt zu Stundenlöhnen von 2 bis 3 Euro. Historischer Kraftverkehr? Verlagsseitig tendiert das Interesse gegen Null. Last & Kraft? Verlagsseitig und auch aus meiner Sicht keinerlei Interesse. Da sieht es also insgesamt auch nicht rosig aus. Viel mehr sehe ich auf dem deutschen Markt auch nicht, was sich ggf. anbieten würde. Das alles veranlaßt mich, hinsichtlich zukünftiger Veröffentlichungen nicht gerade vor Optimismus zu sprühen. Es liegt immer auch ein wenig in der Hand der Leser, bei den einzelnen Publikationen das einzufordern, was sie lesen wollen. Wenn Verleger Klaus Rabe zu mir sagt "Das liest ja eh keiner!", dann kann er das zwar nicht beweisen, aber ich kann das Gegenteil auch nicht beweisen. Und gleichmütig-desinteressierte Leser werden daran auch nichts ändern. Gehör finden dann diejenigen, die zum hunderttausendsten Mal nach Büssing 8000, MAN F8 und Krupp Titan schreien, der Rest geht unter. Auf diese Entwicklung habe ich keinen Einfluss, aber die Leser schon. Nur haben das die Freunde von Feuerwehr-Beiträgen offensichtlich noch nicht wirklich gemerkt.
Zum Schluss noch ein Wort zum Internet. Das ist eine phantastische Einrichtung, die in all ihren Fassetten ja sehr segensreich ist (dieses Forum gehört da ja auch zweifellos zu), aber auch zu Entwicklungen führt, die von vielen weder vorausgesehen noch gewünscht werden - siehe "Bücher-Sterben". Bei vielen Nutzern kommt es heute nur noch auf den kurzzeitigen Genuss an, das Anklicken von 100 Bildern in kürzester Zeit, den oberflächlichen Konsum großer Mengen an Material ohne jede Anregung eigener Gedanken, ohne Einordnung in Gesamtzusammenhänge, ohne fundierte Bewertung. Um das dennoch zu ermöglichen, bedarf es einer journalistischen Einstellung, die viele Online-Angebote nicht haben und auch nicht haben können, die ich aber - berufsbedingt - bei vielen Projekten für unabdingbar halte. Darum habe ich mich bei meinen Büchern hinsichtlich des Ansatzes auch immer bemüht. Bewerten, einordnen und kommentieren, das sind journalistische Grundsätze, die zugunsten des schnellen Konsums leider viel zu oft ausser Acht gelassen werden. Und deshalb kommen für mich Online-Medien auch nur sehr sparsam in Betracht.
Ich hoffe, ich konnte mit meinen Ausführungen ein wenig Licht in die ganze Angelegenheit bringen, danke für die Aufmerksamkeit (falls sie bis hierher gereicht hat...) und grüße freundlich in die Runde
Axel Johanßen
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